Pseudohandlung in Salammbo

Antworten
Benutzeravatar
Carol Rose
Beiträge: 136
Registriert: Mi Mai 20, 2020 8:47 am
Wohnort: Bamberg
Kontaktdaten:

Pseudohandlung in Salammbo

Beitrag von Carol Rose » So Mai 31, 2020 5:48 am

Bild

Jetzt sind einige Kapitel online und die ersten Fragen kommen,
wann ist Salammbo komplett, wann kann ich es mir in Gänze anhören, genießen?

Dazu möchte ich folgendes erklären.
Gerda schrieb ich: Es hat kein Anfang und kein Ende.

Das stimmt.
Denn eigentlich sind die Handlungen Pseudohandlungen.
Eine Pseudogeschichte, die nur die Funktion hat, die eigentlichen Botschaften in den Kapiteln zu transportieren.
Du kannst die Kapitel daher, wenn Du nur die Botschaften für Dich spüren willst, auch unabhängig von einander hören.
Salammbo kannst Du auch rückwärts lesen.

Trotz dieser Gewichtung auf die Botschaften in den einzelnen Kapiteln, hat die Pseudohandlung auch einige
Verbindungen zwischen den Kapiteln, die für einiges Verstehen der gesamten Pseudohandlung wichtig ist,
aber nie so viel Wichtigkeit, dass die Handlung selbst eine Botschaft hätte.
Vielleicht einzig die Veränderung von Dr. Barton, aber darüber hinaus gibt es wenig. was die Handlung tragen müsste,
was ich sagen wollte. Alles, was ich sagen will, spielt sich eine Hierarchie über der Handlung ab,
die nur ein trojanisches Pferd ist, Leser_innen zum Zuhören zu bewegen, sowie auch die Erotik diese Funktion erfüllt.

Wobei die Erotik eine Doppelfunktion hat, neben der Bindung von Leser_innen, die mit Geschlechterpolitik und Geschlechterthemen
meinen nichts zu tun haben zu wollen (obwohl sie selbst jeden Tag mit ihrem Genital mitten in dieser Politik stecken),
kann ich bestimmte Problemthemen nicht ohne Schilderung von Leidenschaft und Sexualität transportieren.
Geschlecht ist nun einmal ein verwandtes Thema von Sexualität - das gehört schon sehr zusammen,
wenn wir nicht gerade meinen, wir wären asexuell.

Die Hanlungsstränge in den Kapiteln könnt ihr so verstehen:
Auch in eurem Alltag lebt ihr ständig Handlungsstränge die "offen" sind, kein Anfang und kein Ende haben.
Nehmen wir den Einkauf in einem, meinetwegen Discounter, Du gehst hinein - und es beginnt ein Minifilm.
Die Menschen,die Du dort siehst, geben Dir in Sekundenbruchteilen viel Auskunft über sich,
haben sie einen Singleeinkauf im Wagen, oder sogar einen H4-Einkauf, was haben sie für Kleidung an,
gerade im Sommer wird hier viel kommuniziert mit Kleidung oder dem Weglassen derselben.
Diese Menschen kommunizieren mit Dir, ohne das Du mit ihnen redest.
Du läufst durch den Discounter und hast auch vielleicht wieder die gleiche Kassiererin, die Dich bedient,
mit dem gleichen Lächeln, so vertraut, aber Du kennst sie trotzdem nicht.
Vielleicht gefällt Dir ihre Uhr am Handgelenk, deren Ziffernblatt zu groß ist, als das es eine Damenuhr sein könnte.
Vielleicht gefällt Dir ihre Frisur und ihre schönen gezupften Augenbrauen, oder ihr Dekolleté.
Sie ist Dir vertraut und trotzdem fremd geblieben, wenn Du mit Deinem Wagen den Einkaufsmarkt verlässt.

Du hast mit ihr aber trotzdem eine kurze Geschichte in Deinem Kopf durchspielt, vielleicht hat sie Dich berührt,
als sie Dir Kleingeld in die Hand gab, Du hast kurz ihre wunderschön lackierten Nägel bewundert. Oder sogar
ihr Parfum gespürt.
Du hast Botschaften für Dich erlebt, gelernt, erfahren, die mit Dir reflektieren, vielleicht war es das kurze aushandeln,
was bewusst oder oft auch unbewusst in Deinem Kopf stattgefunden hat, was Du Dir gewünscht hättest, oder was
Du nicht andenken willst, verdrängen musst, Du hast vielleicht für Millisekunden
an ihren Brustwarzen gesaugt, oder auch Dich vor diesem Gedanken gewehrt, Scham entwickelt, bist dem
Patriarchat, das Dir Abweichungen patriarchaler Sexualität verbietet, brav weiter gefolgt.

Das könnte dann die Message, die Botschaft Deines Einkaufes gewesen sein für Dich, ähnlich wie die Botschaften
meiner Kapitel alle eine eigene Problemkonstellation der einzelnen Figuren schildern, der Einkauf selbst aber,
die Handlung, war nur eine Transportkiste mit Rädern, die Dich gehalten hat, diese Botschaften zu erleben, zu durchleben.

Ja, einzelne Kapitel sind auch oft verbunden, gehören zusammen, aber das ist nicht wichtig,
ähnlich wie es nicht wichtig ist, das Du nächste Woche zwar wieder in den gleichen Discounter gehst, die Kassiererin
und die Gänge des Ladens Dir vertraut sind, aber Du wieder eine völlig andere Geschichte erlebst,
vielleicht flirtet Dich eine Frau sogar an.
Dann ist diese neue Geschichte wieder das wichtigste, nicht der Handlungsstrang, wo Du gerade bist,
und was Du vorhast, einzukaufen.

Und da es so viele Problemsituationen gibt, die Dein Geschlecht und Sexualität betreffen, hat Salammbo viele Kapitel,
5 fertiggestellte Bände und mit dem 6. Band, den ich gerade schreibe, schon ca. 1000 Seiten.

Salammbo ist Deine freie Sexualität und gleichzeitige Darstellung Deiner Unfreiheit in einer patriarchalen Welt,
die Dir vorschreibt, welche Sexualität Du leben sollst und welches Geschlecht Du hast.


You can say Salammbo is:
a big story collection, in the first,
in the second, a novel


Bild

siehe auch "Zopfdramaturgie"



Antworten

Zurück zu „Handlungsstränge“