Chloe

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Carol Rose
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Chloe

Beitrag von Carol Rose » So Mai 24, 2020 6:40 am

Kap. XXVI. Chloe und sonst nichts



Chloe (gespielt von 2 Stimmen)
sie ist der weibliche Gegenpart zu Stan Morrisson

Wie Stan, der in die Sexualität flüchtet, mit Exzessen, Orgien und immer auf der Suche nach mehr Ekstase,
bildet Chloe diese Flucht in einer weiblichen Form ab.

Sie celebriert Sex als ihre Religion.

Chloe findet aber keine Lösung, in der Frage, wer sie wirklich ist.

Chloe's zwiespältige Identitätsfindung wird in Salammbo dadurch abgebildet,
dass ihre lesbische Seite, die schon weiter aus dem Gehege des Patriarchats entkommen konnte,
sich mit ihrer bisexuellen Seite, die zumindest bereits einen Teilsieg der Loslösung aus Normenwelten erlangt hat,
unterhält.

In Zwiegesprächen findet der Diskurs statt zwischen Legitimierung des lesbischSEIN und der restlichen
Opportunität im Bisexuellen.

Chloe's bisexuelle Seite argumentiert damit, dass sie am Genital keine Unterscheidung treffen kann,
inwieweit sie einen Partner oder Partnerin sexuell attraktiv findet, muss sich aber bewusst machen,
dass bereits in ihrer Art sich zu stylen und die sich darin wiederspiegelnde klischeehafte Produktion ihrer Reize,
genau dem patriarchalen Männerbild entspricht, wovor die andere Seite der Chloe, die lesbische,
schon lange fliehen will.

Chloe's Haltug zu Männern ist vergleichbar mit einer Borderliner-Beziehung:
"Hinweg mit Dir, verlass mich nicht!"

Chloe realisiert, dass bereits die Wahl, welches Genital sie begehrt, eine patriarchale Zuschreibung
ihres Verhaltens ermöglicht, oder eben eine Zuschreibung eines feministischen Verhaltens.
Chloe wird allein durch ihr Verhalten zu einer Person gemacht, die eine politischen Aussage hätte,
von allen politisiert, die mit ihr zu tun haben.

Durch Dr. Barton erkennt Chloe, dass ihre Flucht in die Selbstfindung, dass ihre Flucht in die Sexualität,
die für sie eine freie Welt ist, die sie niemals aufgeben möchte, neben einer politischen auch
bereits eine negative Wertung erfährt.
Besonders dadurch, weil sie eine Frau ist.
Der Agent und Künstler Stan Morrisson jedoch, der nichts anderes lebt und tut wie sie, sich mit sexuellen Exzessen berauscht,
wird von seinem Umfeld, Frauen wie Männer, verehrt.

Chloe hasst Fahnen, ob Regenbogen oder Partei. Chloe möchte nur eines, ihre Droge jeden Tag.
Ihre Schamlippen sollen niemals abschwellen.
Sie verliert sich wie ihr männlicher Gegenpart Stan Morrisson in Exzesse, wird aber genau dadurch
zu einer Ikone der Freiheit, die es schafft, Dr. Barton zu sich selbst finden zu lassen, seine Verdrängung
des weiblichen aufzugeben.

Die Figur von Chloe zeigt, dass Dein Körper, dein Genital, dein Geschlecht, die Art, wie Du deine Sexualität leben willst,
nicht selbstbestimmt ist, sondern immer in einen politischen Kontext gebracht wird.

Chloe ist eine der wichtigsten Figuren in Salammbo, da sie fließend ist, sie switched zwischen der Nichtsalammbowelt und der Salammbowelt hin und her, dieses Switchen führt ja erst dazu, das Dr. Barton, der Anfangs in der Nichtsalammbowelt lebt sich dann zu sich selbst bekennt und in die Salammbowelt wechselt. Die beiden Welten stehen für Freiheit und Unfreiheit, in Salammbo über das Patriarchat abgebildet. Es gibt Figuren wie Helen, die ähnlich "Zwischen" sind. Helen kommt aber mit Dr. Barton nicht in Berührung, sondern nur indirekt über Stan, der Helen kennt. Salammbo selbst, die Hauptfigur, ist der zentrale Punkt, um den alles kreist wie um eine Sonne. Sookie ist auch eine Zwischenfigur, die Geliebte von Gordon, Dr. Barton hat aber zu ihr zu große Hemmungen, da sie zu weit weg ist, Chloe ist ihm näher, da er sie aus der Nichtsalammbowelt kennt.



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