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Guten Tag, Herr Produzent...

Verfasst: Di Mai 26, 2020 6:30 am
von Carol Rose
Das Leben ist kein Ponyhof - und auch Salammbo keine Unterhaltungsklamotte.
Hier also reale Fakten, die nicht so erfreulich sind, aber über die gesprochen werden muss,
damit Du eine Chance hast, dich vor Verletzung, Enttäuschung und energiefressende Erfahrungen zu schützen.

Ich greife also auch unangenehme Themen auf, genau wie in Salammbo, mache ich hier keinen Bogen um die Realität,
denn dann wäre ich nur ein Konstrukt, das Dir sagen will - alles kein Problem.
Du weißt selbst, das das Leben eine andere Sprache spricht.

Vorsicht, dieser Artikel kann Menschen,
die sehr sensibel sind triggern, bitte daher auf Dich aufpassen.

(die Videos ganz unten sind gemeint, das erste Podcastvideo oben kommt ohne Triggerwarnung aus)





Liebe Produzenten,

Salammbo wird auch für viele von euch ein Magnet sein, neue Stimmen für den "Markt" zu finden,
für viele Stimmen-Scouts wird Salammbo ein Eldorado sein,
Stimmen in ihrer Wirkung zu erleben und dann natürlich habt ihr den Wunsch
diese Wirkung für euer Projekt auch haben zu wollen, diese Magie in euer Projekt zu übertragen?

Ich bitte euch daher, diesen kleinen Artikel, den ich nur offiziell an Euch geschrieben habe, zu lesen.
Und diesen schreibe ich, soviel Aufrichtigkeit möchte ich bei aller Polemik,
die ihr mir nun vielleicht unterstellen werdet, für mich verbuchen:
Ich schreibe ihn nicht für euch, sondern zum Schutz meiner Zöglinge,
die meisten sind wirklich Schutzbedürftige, Debutant_innen und brennen darauf,
von ihrem "Tun" zu leben, und ich schreibe absichtlich nicht Sprecher_innen-Job oder ähnliches.

Ich kenne das Biz, das Produzentenbusiness seit Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts,
und ich weiß, was es bedeutet, in eurer Haut zu stecken, wenn ihr doch gezwungen seit, meist für in der Hierarchie
noch höher Sitzende, schnell, effizient und möglichst billig "Kunst" abliefern zu müssen.

Ja, es wird der Versuch unternommen "Kunst" zu produzieren, und diese Unmöglichkeit wird auch noch
als Möglichkeit verkauft, den Hörer_innen und Konsumenten so dargestellt, den Mitwirkenden so aufgetragen,
diese Kunst nun zu transportieren, zu "erzeugen".

Bereits während der ersten 5 Tage nach Start der Schaffensphase von Salammbo,
kam ich genau mit diesen Mechanismen wieder in Kontakt, die ich so gut kenne:
Selbst Sprecher_innen verinnerlichten diese als Dienstleister, agierten wie Miniproduzenten mir gegenüber,
und meinten auch, dass sie "Kunst" produzieren könnten, mit ihren Skills, ihren Techniken
und vor allem ihrer "Arbeitsweise", die ich doch, so sagten sie, einzukaufen hätte,
wenn ich professionell sein wolle und ernst genommen werden wolle, und überhaupt,
wie ein Hörspiel aussehen sollte, das wüssten sie besser wie ich, da sie das schon lange machen würden,
und ja, habe ich den nicht ihre Referenzen angesehen? Ihre Laufbahn und Samples auf ihren Webseiten?

Nein, das habe ich nicht, und das hat mich auch nie interessiert.
Das Komma vor dem und lasse ich stehen, damit ihr seht wie ich aufschnaufe, während ich das hier tippe.

Ja ich bin geladen, sehr sogar, über das Verhalten im Biz und darüber, wie meine Zöglinge nun,
wenn Salammbo viral gehen wird, und das wird es tun, dann von euch angegangen werden,
wie ihr sie "kauft", zu Pseudokunstgeneratoren macht.
Deshalb schreibe ich das hier, damit meine Stimmen, die ich hier über diese Webseite in den Markt
bringe, diesem ausliefere, diese Auslieferung verstehen meine Debutant_innen als große Chance.

Meine Produzenten, eines möchte ich euch als erstes auf den Weg geben:
Ihr könnt keine Kunst produzieren. Was ihr tut, sind Produkte designen. Ihr wertet Erfahrungen aus
und übertragt diese auf neue Produkte, stellt Zielgruppenanalysen vor Inhalten,
Opportunität zur Gesellschaft über einer Gefahr, nur noch eine Message selbst zu behalten,
aber keine Verkaufszahlen mehr.

Daher möchte ich für euch einige Tipps bereitstellen, sollte tatsächlich einer unter euch gewillt sein,
sein ökonomisches Arbeitsparadigma zu verlassen und dieser Ökonomie als erstes Humanismus unterzuordnen.
Wenn ihr das geschafft habt, könnte ihr evt. darauf hoffen, dass die Kunst sich zur Tür hineintraut,
sollte sie ihre Angst überwunden haben, wenn ihr sie denn nicht zu sehr verschreckt habt.

Und nun zu meinen konkreten Tipps, die ihr, und davon gehe ich aus, rein aus ökonomischen Gründen
nicht durchsezten könnt, ihr selbst nicht, und auch nicht euer Auftraggeber:

1. Ihr habt Zeit, Debutant_innen lange persönlich kennenzulernen, mit ihnen zwischen Mensch und Mensch zu kommunizieren,
sodass diese nach einer Woche, oder noch länger, sich öffnen und anfangen, in einem "Wir machen Kunst " zu denken,
und nicht in einem "Ich bekomme einen Job und schaue, wie ich mich verbiege, damit ich ihn behalte?"

2. Ihr habt Zeit, Debutant_innen für eure Inhalte eurer Kunst, denn Kunst hat immer eine Aussage, eine gesellschaftliche,
politische, den Kunst findet nicht im freien Raum statt, sondern entsteht aus Defiziten, Missständen, Sehnsüchten, entsteht
aus einem Wunsch nach einer besseren Welt, also Debutant_innen für eure Inhalte eurer Kunst zu begeistern,
ja diese Inhalte zu kommunizieren, um dann nach Tagen oder Wochen zu spüren, dass sie die Botschaft verstanden haben,
dafür anfangen zu brennen?

zu 2:
Habt ihr diesen Punkt 2 nicht erreicht, erreicht ihr nur Dienstleister, Sprachroboter, Skill-Anwender, aber ihr erreicht
nicht eine Ebene eines künstlerischen Bereiches eurer "Mitarbeiter", die ihr "einstellt".

3. Ihr habt die Möglichkeit, nachdem ihr eure Zöglinge hochmotiviert habt, und ihnen gezeigt habt, wie sie sich
in eine künstlerische Basisposition bekommen (bei mir ist das die Arbeit der Freilegung der Stimme, die Urstimme zu finden),
diese dann frei arbeiten zu lassen, frei von Terminen und frei von Vorgaben, den Bereich, den sie dann einnehmen können
so groß wie möglich zu gestalten, dass sie sich kreativ mit "ihrer Kunst" einbringen können?
Das geht nur ohne Terminplan und ohne die Vorgaben: Kannst Du gut Bugs Bunny imitieren? Mach mal! Ja klingt gut- nehmen wir.

4. Wenn ihr hier also feststellt, das hier etwas völlig anderes erklingt, als das, was ihr gewohnt seid,
dann liegt das einfach daran, das hier kein Bugs Bunny produziert wurde, sondern das ich, um bei dieser Metapher zu bleiben,
meine Stimmen für meine Figuren gesucht habe, und zwar die Urstimme, keine produzierte, in Sprachsamples dargebotene
bereits verfremdete Stimme. Auf dieser Urstimme dann, durften meine Zöglinge sich frei künstlerisch entfalten,
ich habe ihnen also mit der Urstimme die Leinwand weiß gemacht, auf der sie dann ein neues Bild schaffen konnten,
das in den Kontext meines Romans, meines Textes, meiner Inhalte, für die sie bereits zu brennen angefangen haben, stehen.
Diese Eigendynamik hört ihr nun, und ihr spürt Authentizität, und zwar in einem Maße, wie ihr sie nicht gewohnt seid.
Sei es, das ihr diese unsauberes Arbeiten nennt, unsaubere Aussprache, Fremdgeräusche auf den Aufnahmen,
usw, amateurhaft klingende Stimmen, und genau das ist es meine Produzenten, was euch fasziniert, genau das ist es,
was euch ergreifen wird, es mir nachzutun.
Ja, ihr könnt so weiterarbeiten wie bisher, dann bekommt ihr BugsBunnys, die von Menschen imitiert werden,
oder ihr sucht euch mit diesem Aufwand die wahren Figuren für eure Rollen und setzt sie an genau die Stelle,
die ihr für diese Stimmen im Material habt.
Ihr begeistert diese Stimmen, setzt ihnen keine Termine, kommuniziert mit ihnen auf menschliche intime Art,
in hohem Maße und gebt ihnen künstlerischen Freiraum. Ihr erhebt für euch den Anspruch, ein Künstlerteam zu erschaffen,
eine große Familie, und kein Arbeitgeber-Dienstleisterverhältnis, das vorwiegend über Verträge verbunden ist,
aber nicht über Menschlichkeit und schon gar nicht über Kunst.

Und ja, ich bin es leid, diese Gespräche mit Menschen zu führen, die sich bewerben, für Salammbo zu sprechen,
ich bin es leid diese Opfer anzusehen, die genau diese Mechanismen der "Kunstproduktion" verinnerlicht zu haben scheinen,
wie es ihre Auftraggeber ihnen gelehrt haben. Bitte, nennt euch dann aber nicht Künstler, sondern Produktproduzenten.

Das Podcast, was ich hier jetzt verlinke, ist am Anfang der Produktion entstanden, es kann auch als Satire gehört werden,
ich spiele hier einen durchgeknallten Produzenten, der meint, er hält sich für einen Künstler,
wahrlich, eine sehr authentische Darbietung.
Aber ich sage euch noch einiges dazu, vielleicht könnte es sein, dass ich Menschen verloren habe,
die am Business zerbrochen sind, die an Verträgen zerbrochen sind, die sie schlossen, weil sie hofften,
ihre Kunst der Welt mitteilen zu können.
Vielleicht könnte es sein, dass es mich immer noch schmerzt, als ich diese Menschen sehen musste,
wie sie in Drogen flüchteten, erst die Flucht aus der inhumanen Gesellschaft in ihre Kunst,
dann die Enttäuschung, zu sehen, wie sie als Künstler im Biz verbrannt wurden.

Salammbo ist auch eines, neben vielen Besonderheiten,
es zeigt den Dissenz zwischen Ökonomie und Kunst auf,
durch seinen Klang, hörbar und auch bereits während des Schaffensprozesses.

Meine Produzenten, behandelt diese Menschen, deren E-Mails ich euch hier mitteile,
in Vertrauen, deren Hoffnungen mögen sich erfüllen für gute weitere Kontakte,
wie Menschen und Künstler, und nicht wie Dienstleister, mit denen ihr nur in Kontakt tretet,
um einen Preis auszuhandeln.

Ich werde auch die weiteren Wege meiner Zöglinge verfolgen, soweit es mir möglich gemacht wird,
und bei Geschäftsanbahnungen für sie beratend zur Seite stehen.
Weil ich Menschen liebe, weil ich Kunst liebe, weil ich Kapitalismus hasse, der nichts in der Kunst verloren hat.
Und jetzt könnt ihr gegen Salammbo hetzen, um euer Gesicht zu wahren, wie schlimm ich doch wäre,
und was mir einfiele.
Mir haben aber alle diejenigen ein Mandat gegeben, die an der Kunst, die ihr ihnen als Kunst aufgedrückt habt,
nämlich eine Businessmaschinerie, zerbrochen sind. Und deshalb war es die einzige wahre Emotion,
in meinem Podcast zu schreien, denn alles andere, hätte mein Anlliegen unglaubwürdig erscheinen lassen.
Es ist zum Schreien und zum Heulen, was ihr mit eurer Zahlenspielerei mit diesen Menschen anrichtet.
Hört auf damit. Fangt an, in Kunst zu denken. Ihr arbeitet mit Menschen.


Bild

A Priestess, 1893, John William Godward


Meine Zöglinge, vor allem an die Frauen, die in der Kunst wirken wollen:
Ich wünsche euch immer eine Priesterin, eine Soldatin, eine Anwältin an eurer Seite,
die euch vor dem Verbrennen im Kapitalismus schützt, der die Kunst wie ein Krebsgeschwür für sich vereinnahmt hat,
vor allem wenn ihr gleichzeitig eine Frau im Kapitalismus seid, eine Ware mit eurem Körper,
werdet ihr noch schneller zerbrechen, als ihr davonlaufen könnt.
Seid auf der Hut, bleibt bei euch, verratet euch nicht!








Irrer durchgeknallter Produzent, der sich für einen Künstler hält,
gespielt von Dirk Stabernack, sehr authentisch - Realsatire?




narzisstischer Missbrauch? Ja! Gehört für mich zum Thema Patriarchat,
und auch während der Schaffensphase hatte ich Kontakt mit Narzissten,
die sich für Salammbo beworben haben. Sehr Energiefressend...



Blogseite über narzisstischen Missbrauch

Einblick, wie Du als Empath narzisstischen Missbrauch abwehren kannst: